Die Welt braucht neugierige unternehmerische junge Menschen

Bern, 27.07.2016 - Europäischer Wettbewerb der Young Entreprise Switzerland YES, 27.07.2016 Luzern Grand Casino, Rede von Bundespräsident Johann N. Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF

Es gilt das gesprochene Wort


Liebe Jugendliche

Liebe junge Unternehmerinnen und Unternehmer

Sehr geehrter Herr Ständerat und Jury-Präsident

Sehr geehrte Vertreter von YES und JA Europe

Sehr geehrte Eltern und Lehrer

Sehr geehrte Gäste aus Politik und Wirtschaft

Es ist mir eine grosse Freude hier zu sein. Und es ist mir eine grosse Ehre, Sie liebe junge Gäste aus 40 Ländern, hier in der Schweiz zu begrüssen. Sie haben dank der Company-Programme von YES (Young Entreprise Switzerland) und JA Europe (Junior Achievement International Europe) ihre ersten unternehmerischen Erfahrungen sammeln dürfen. Und nicht nur das: Sie alle haben mit in Ihrem jeweiligen Land das beste Projekt lanciert. Das freut mich als Wirtschaftsminister besonders.

Sie haben bereits bewiesen, dass Sie innovativ sind. Sie haben nachhaltige Produkte entwickelt, Tools, die einem den Alltag erleichtern bis hin zu Gaumenfreuden mit hoher Qualität. Sie alle, liebe Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer dürfen mit Recht stolz auf sich sein.

Ihre Heimatländer brauchen junge Menschen wie Sie, die neugierig sind und Eigeninitiative zeigen. Eigenschaften, die wichtig sind, um unternehmerisch erfolgreich zu sein. Bevor ich Bundesrat wurde, war ich selber Unternehmer. Ich führte die Ammann-Gruppe. Ein Industrie-Unternehmen mit rund 3000 Mitarbeitern.


Keine Angst. Ich will hier nicht einen langen Vortrag als weiser, erfahrener Unternehmer halten. Und ich werde Sie hier auch nicht mit Ratschlägen langweilen. Was ich Ihnen aber mitgeben möchte sind Erfahrungen, die mich geprägt haben.

Angefangen habe ich ganz klein. Ich war in Ihrem Alter, als ich die Chance bekam, eine Ski-Schul-Woche zu organisieren. Das klingt jetzt nicht nach dem grossen Start ins Reich der Unternehmer. Aber ich habe dabei einiges gelernt. Ich musste das Hotel und Skilehrer buchen, Gäste einladen und betreuen. Es hat mich - junger Kerl, der ich damals war - stolz gemacht, dass alles gut funktionierte.

Ich wurde auch Mitglied des Schweizerischen Alpen-Clubs. Dort habe ich Gebirgskurse organisiert und geleitet. Es gefiel mir, Verantwortung zu übernehmen und die Anerkennung der Lehrer und Erwachsenen zu spüren. Was ich damals aber vor allem gelernt habe: Im Team geht vieles besser als alleine. Überhaupt war es das Zusammenarbeiten mit Menschen, das mich motiviert hat, Unternehmer zu werden. Auch als ich später Chef einer grossen Firma wurde, liebte ich nicht in erster Linie meine Produkte. Ich liebte die Menschen. Es bereitete mir Freude, mit ihnen zu arbeiten, sie zu motivieren.

Auch Sie nehmen sicher die eine oder andere Erfahrung, die Sie im letzten Jahr gemacht haben, mit in Ihre vielleicht unternehmerische Zukunft. Einige von Ihnen werden später - so wie ich jetzt hier - von Erlebnissen berichten, die Sie auf Ihrem Weg geprägt haben. Doch nun stehen Sie am Anfang. Was können wir Erwachsene - Eltern, Lehrer, Politiker - Ihnen noch mitgeben, ausser von eigenen Erfahrungen zu erzählen?

Es sind vor allem zwei Dinge:

1.   Eine gute Bildung

und

2.   Einen Rahmen, in welchem Sie sich möglichst frei bewegen können.

Ich beginne mit der Bildung. Sie ist das Fundament, mit dem Sie in die Welt der Erwachsenen eintauchen. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass das, was Sie lernen, Ihnen auch weiterhilft. Und Sie müssen dieses Erlernte dann mit eigenen Ideen und Überzeugungen
anreichern.

Viele von Ihnen kennen wahrscheinlich Harry Potter. Er lernte unter seinem Meister die Zauberkünste, die er brauchte, um am Ende den Feind zu besiegen. Harry Potter hat seinem Meister vertraut, hat ihn um Rat gefragt, wenn er nicht mehr weiter wusste. Aber den bösen Zauberer Voldemort hat er am Ende selber besiegt. Mit seinen Ideen, seinem erworbenen Können und Wissen. Am Ende musste er sich seinem Gegenspieler alleine stellen. Sein Meister starb vorher.

So dramatisch ist das wahre Leben nicht immer. Und als Unternehmer fuchtelt man auch nicht mit dem Zauberstab in der Gegend herum. Aber auch für Sie gilt: Sie müssen sich emanzipieren von Ihren Eltern und Lehrern und Ihr Leben selber in die Hand nehmen. Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen.

Für Eltern und Lehrer gilt: Geben Sie den jungen Menschen Ihr Wissen und Ihre Erfahrung weiter. Und lassen Sie ihnen so viel Freiheit wie möglich. Damit bin ich beim zweiten Punkt angelangt. Dem Rahmen, der möglichst viel Freiheit lassen soll. Nur wer sich in einem klaren Rahmen möglichst frei bewegen kann, entwickelt die nötigen Eigenschaften, die ein erfolgreiches Unternehmertum ermöglichen.

Hier kommt nun die Politik ins Spiel. Sie sorgt einerseits für gute Schulen, gute Universitäten - für gute Bildung eben. Anderseits gibt sie mit Gesetzen und Regeln den Rahmen vor, in welchem sich die Unternehmen bewegen.

In der Schweiz wollen wir jungen Unternehmen eine Chance bieten, sich zu entwickeln. Wir wollen neue Ideen - Innovation - zulassen. Es ist darum wichtig, dass die Politik den Rahmen nicht zu eng fasst. Denn mit zu vielen Gesetzen und Regeln wird die Eigeninitiative abgewürgt.

Das ist besonders wichtig in Zeiten, wie wir sie jetzt erleben. Wir stehen vor einer neuen Industriellen Revolution. Die Digitalisierung ist bereits da. Neue Jobs entstehen, alte verschwinden. Neue Skills sind gefragt. Skills, die Sie, liebe Jugendliche, mitbringen, während wir Alten uns da etwas schwerer tun.

Mein zweijähriger Enkel beherrscht auf jeden Fall die Wischbewegung auf dem Smartphone und Tablet bereits besser als ich das tue.

Wir Alten wissen auch noch nicht genau, was für neue Ideen Ihr Jungen habt. Da wäre es unklug von uns, wenn wir mit einem zu engen Rahmen Eure guten Ideen schon im Keime ersticken würden. Und es wäre vor allem auch darum unklug, weil durch Ihre Ideen neue Arbeitsplätze entstehen. In der EU ist fast jeder fünfte junge Mensch zwischen 15 und 24 Jahren ohne Arbeit. Junge Unternehmerinnen und Unternehmer, die Firmen gründen, sind das beste Rezept gegen Jugendarbeitslosigkeit.

Ich bin überzeugt: Das wichtigste für die Menschen - und das gilt für junge Menschen im Besonderen - ist es, einen Job zu haben und damit eine Perspektive. Ich ermuntere Sie. Gehen Sie den Weg des Unternehmertums weiter. Dann schaffen Sie nicht nur für sich selber einen Job. Sie schaffen auch Jobs und damit Perspektiven für andere.


Sehr geehrte Damen und Herren

Ich komme zum Schluss. Ich danke dem Verein Young Entreprise Switzerland und Junior Achievement Interantional Europe für die wertvollen Programme, um jungen Menschen das Unternehmertum näher zu bringen. Ich danke auch den Lehrpersonen, den Unternehmen und den Eltern für die Unterstützung eben dieser Programme.

Und ganz besonders danke ich Ihnen, liebe Jugendliche, oder besser gesagt Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer. Für Ihr Engagement, Ihre Begeisterung und Ihren unternehmerischen Geist. Verfolgen Sie Ihre Ziele. Seien und bleiben Sie neugierig.

Und vor allem: Bleiben Sie mutig! Wagen Sie unternehmerische Abenteuer, schrecken Sie auch vor Rückschlägen nicht zurück. Rückschläge sind wertvolle Lernfelder und machen einen stärker. Und ohne Risiken gibt es auch keine Chancen.

Ich wünsche Ihnen nur das Beste auf Ihrem Weg.

Ihnen gehört die Zukunft!

Ja, Sie sind unsere Zukunft!


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Letzte Änderung 30.01.2024

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