Eröffnung LUCERNE FESTIVAL im Sommer 2016

Bern, 12.08.2016 - Grussbotschaft von Herrn Bundespräsident Johann N. Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF im KKL Luzern

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Damen und Herren

Es freut mich sehr, heute hier zu sein, und ich danke herzlich für die Einladung! Gerne überbringe ich Ihnen die Grüsse der Landesregierung und beste Wünsche für das Sommer-Festival 2016. Luzern ist immer wunderschön - dank Veranstaltungen wie diesen leuchtet es noch heller!

Alt Bundesrat Alphons Egli, von dem wir letzte Woche Abschied nehmen mussten, war dem Festival verbunden. Und mit Dankbarkeit denken wir auch an Claudio Abbado, der das Lucerne Festival so entscheidend geprägt hat.

Das KKL selbst ist für mich mit vielen Bildern verbunden. Unter anderem erinnere ich mich daran, wie der Luzerner Robert Studer seinerzeit als Konzernleiter der Schweizerischen Bankgesellschaft dem Verwaltungsrat die Herzen zu öffnen versuchte - mit Erfolg.

Und mir kommt in den Sinn, dass dieser Saal noch völlig leer war, als ich ihn das erste Mal besichtigen durfte. Unsere Gruppe konnte hören, wie unverfälscht die Töne klangen - in jeder Ecke des Saals. Uns ist klar geworden, dass Konzerte hier ein besonderes Erlebnis sein werden.

Im Anschluss an meine Worte und die Eröffnungsrede von Frau Hannigan dürfen wir ein Werk von Gustav Mahler hören. In Verbindung mit dem Motto dieses Festivals - „PrimaDonna" - ist das durchaus brisant.

Mahler war ein Genie, aber er hat auch etwas getan, das er als grosser Künstler gar nicht nötig gehabt hätte - und das mir als Wirtschaftsminister ein Dorn im Auge sein muss: er hat seiner Verlobten und Berufskollegin Alma Schindler eine Art Konkurrenzverbot auferlegt. Mahler konnte sich ein komponierendes Ehepaar nicht vorstellen.

„Konkurrenz belebt das Geschäft", sagt man leichthin -aber die Liebe zum Wettbewerb ist nicht immer gleich stark. Manchmal macht Konkurrenz ein Geschäftsmodell oder gar einen Lebensentwurf kaputt.

Und hier sind wir nicht mehr nur in der Welt von Kunst und Kultur, sondern mitten in den grossen politischen Debatten unserer Zeit und bei Fragen, die unseren Alltag derzeit stark prägen: Wieviel Konkurrenz soll es zwischen Weltgegenden geben? Wie viele Neuankömmlinge auf dem Arbeitsmarkt? Nach welchen Spielregeln soll der Wettbewerb zwischen Unternehmen ablaufen?

Wenn man an einige Abstimmungsresultate in jüngerer Zeit denkt, scheinen viele in der Schweiz, in Grossbritannien und in anderen Ländern Europas des Wettbewerbs etwas überdrüssig zu sein. Konkurrenz wird als Bedrohung statt als Chance empfunden.

Das gilt auch im globalen Massstab: Da sucht man Schutz im Protektionismus und vergisst, dass langfristig nur offene Märkte das Einkommen pro Kopf wachsen lassen. „Konkurrenz belebt das Geschäft" und steigert das allgemeine Wohlstandsniveau - aber davon profitieren nicht alle in gleichem Masse und einige zahlen einen hohen Preis. Was also kann die Politik tun, um zu verhindern, dass jene Kräfte stärker werden, die Konkurrenz ausschalten oder fernhalten wollen?

Sehr geehrte Damen und Herren

Wir müssen herstellen, was gleich im Anschluss Thema der Eröffnungsrede sein wird: „Equilibrium"! Es braucht ein Gleichgewicht, Formen der Konkurrenz und Entwicklung, die von den Bürgerinnen und Bürgern akzeptiert werden.  

Dabei können wir innerhalb unserer Landesgrenzen einem bewährten Instrument vertrauen: Der Sozialpartnerschaft. Sie garantiert einen freien Markt ohne unnötige Regulierungen - aber mit Regeln, die vielen nutzen und die alle akzeptieren können.

Im globalen Wettbewerb fehlen solche allseits akzeptierten Regeln. Allenfalls sind sie im Entstehen begriffen. Moderne Freihandelsverträge enthalten auch Bestimmungen zu Sozial- und Umweltstandards.

Aber es ist klar: In der globalen Wirtschaft hat sich ein Gleichgewicht zwischen Konkurrenz und einem akzeptierten Regelwerk noch nicht eingestellt.

Anders in der Kultur: Für Musikerinnen und Musiker ist es eine Selbstverständlichkeit, als Einzelne an Wettbewerben teilzunehmen - und das heisst dann nicht, dass deren Gewinner, wenn sie mit andern musizieren, alle übertönen müssen. Das wäre kein schönes Konzerterlebnis!

Sehr geehrte Damen und Herren

Konkurrenzverbote - das ist mein zentraler Punkt - schaden allen. Sie lassen uns ärmer, antriebs- und freudloser zurück. Auch Alma Mahler hat unter dem von ihrem Gatten diktierten Konkurrenzverbot gelitten.

Doch zumindest vor und nach ihrer Ehe mit Gustav Mahler hat sie komponiert. Viele ihrer Werke sind verschollen, aber einige können Sie im weiteren Verlauf dieses Festivals hören - ich hoffe, Sie gestatten mir diesen Werbespot. Ich wünsche Ihnen ein schönes Konzert und eine erfolgreiche Ausgabe dieses Festivals!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!


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Letzte Änderung 30.01.2024

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