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DiscorsoPubblicato il 1 agosto 2025

Mut als Quelle für Energie und Gleichgewicht

Klosters, 01.08.2025 — Ansprache von Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) anlässlich des Nationalfeiertags 2025 Klosters, Freitag, 1. August 2025

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger
Liebe Freunde aus Graubünden
Liebe Gäste von ausserhalb
Meine Damen und Herren

Ich freue mich sehr, dass ich heute Abend ein paar Worte an Sie richten darf. Auch ein Bundesrat kann sich hier in Klosters wie ein König fühlen, denn an diesem schönen Ort sind ja schon fast alle Stars des internationalen Jetsets empfangen worden.

Umso mehr macht es mich glücklich, dass unser Nationalfeiertag es einem Waadtländer wie mir ermöglicht, auf den Spuren der Grossen dieser Welt zu wandeln und die Landquart und den Genfersee einander etwas näher zu bringen.

Vielen Dank dem Organisationskomitee und den Behörden der Gemeinde Klosters für die Einladung.

Eine 1.-August-Rede ist normalerweise, vor allem wenn man schon eine Weile im Amt ist, eine ziemlich routinierte Angelegenheit: Man baut die Rede um ein Leitmotiv herum auf, das häufig aus den Gründungsmythen der Schweiz stammt, und lässt moralische Werte hochleben, die als universell gelten, wie Respekt, Gerechtigkeit, Verantwortung oder auch Solidarität. Willhelm Tell, die drei Eidgenossen oder Winkelried sind in unterschiedlicher Ausprägung die wichtigsten Figuren, mit denen diese Werte am 1. August gerne illustriert werden.

Doch welcher dieser universellen Werte ist eigentlich der wichtigste? Die Antwort darauf ist subjektiv. Laut dem Philosophen Aristoteles ist der Mut die wichtigste aller menschlichen Eigenschaften, da er die Grundlage für alle anderen darstelle.

Tatsächlich ist Mut ist eine Geisteshaltung, die meiner Meinung nach besonders hervorzuheben ist am heutigen Tag, an dem wir über unser Land, seine Fundamente und seine Zukunft nachdenken.

Denn am 1. August feiern wir nicht Alphörner, Lampions, Cervelats oder Fondue. Wir feiern an diesem Tag das, was ihn zum Feiertag macht und weshalb es die Schweiz überhaupt gibt. Wir feiern das, was der Schweiz über viele Jahre hinweg Wohlstand, Eigenständigkeit und sozialen Zusammenhalt gesichert hat und was ihr letztlich eine vielversprechende und sichere Zukunft garantieren wird.

Sie stimmen mir sicher zu, wenn ich sage, dass wir die Welt und die Selbstverständlichkeit des Alltags heute völlig anders wahrnehmen als noch vor ein paar Jahren. Mit der Pandemie ist eine gewisse Unbeschwertheit verschwunden. Und die darauffolgenden Entwicklungen, Krisen und Kriege haben auch nicht unbedingt dazu beigetragen, die Zuversicht wiederherzustellen. Seit Anfang dieses Jahres sind weitere vermeintliche Gewissheiten in Frage gestellt worden.

Unsere Bevölkerung ist konsterniert, verunsichert von der Art und Weise, wie die Welt sich zwar weiterentwickelt, aber ohne klare Richtung. Instabil, zersplittert und – sagen wir es offen – brutal ist sie, diese Welt. Und ihre zuverlässigen und soliden Fundamente bröckeln unter dem Einfluss des Herrschaftsstrebens und der Launen derer, die sie zu ihrer Spielwiese oder zu ihrem Experimentierfeld gemacht haben.

Bleiben wir noch ein wenig bei den Irrungen und Wirrungen unserer Zeit: zunehmende Gewalt, rasante Aufrüstung, schwindende internationale Zusammenarbeit und rückläufige Demokratie, verstärkte Blockbildung, ständige Instabilität und dauernder Wettbewerb, ökologische und humanitäre Herausforderungen – um nur die wichtigsten zu nennen.

Und was wird aus unserem Land angesichts dieser Turbulenzen? Wird es dem Recht des Stärkeren widerstehen, das derzeit ein Revival erlebt?

Manche stellen sich die Schweiz als eine Muschel im Meer vor, die von den Fluten des Weltgeschehens hin und her geworfen wird. Einige fragen sich, ob wir überhaupt noch Handlungsoptionen haben.

Doch davon sind wir weit entfernt, meine Damen und Herren. Denn wenn wir uns von Fatalismus und Resignation leiten liessen, wären wir nicht zusammen hier in Klosters und würden nicht die Dynamik und die Zukunft eines Landes feiern, das sich von schwierigen Zeiten und Krisen immer wieder erholt hat.

Aber wir wollen uns nicht auf dieser Feststellung ausruhen, auch wenn sie an sich unbestritten ist. Ganz im Gegenteil: Wir müssen weiterhin mutig sein, um uns nicht entmutigen zu lassen. Um stets weiterzumachen, um im richtigen Moment zu handeln und für die gerechte Sache einzustehen. Die Freiheit unseres Landes, seine Unabhängigkeit, die Demokratie und der Frieden – all dies sind gerechte und in unserer Bundesverfassung verankerte Anliegen Und sie sind, wie bereits zuvor erwähnt, Garanten einer vielversprechenden und sicheren Zukunft.

Mut ist im Grunde genommen genau die Quelle der Energie, die auch Albert 3 Einstein in einem seiner berühmtesten Zitate beschreibt: «Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.»

Ich stelle jeden Tag fest, sei dies in der Schweiz oder an den verschiedensten Orten in der Welt, dass unser Land ein hervorragendes Image geniesst. Die Schweiz ist ein Land, das Vertrauen vermittelt, denn das Schweizer Volk hat Mut bewiesen und befindet sich wie Einsteins Fahrrad im Gleichgewicht, da es ständig vorwärtsstrebt.

Ob man vorwärtskommt, ist eine Frage der Einstellung, aber auch der richtigen Mischung aus Talent und Training. Kurz gesagt: Es braucht harte Arbeit, Ausdauer und viel Engagement, was zum grössten Teil weder dem Glück noch dem Zufall zu verdanken ist.

Unsere politische und institutionelle Stabilität, unsere Spitzenleistungen in den Bereichen Innovation, Bildung und Forschung, unser Streben nach Qualität und unsere Konsenskultur sind wichtige Trümpfe, die wir mit Mut und Überzeugung pflegen sollten. Wie wichtig dieses Engagement ist, zeigt sich täglich. Aber es gibt Tage wie den 1. August, an dem wir diesem Engagement zu einer noch grösseren, fast schon heiligen Dimension verhelfen können.

Meine Damen und Herren, zusammenfassend geht es doch vor allem darum, die richtigen Prioritäten zu setzen. Und wenn es um Prioritäten geht, so können wir uns ein Beispiel an Ruth Guler nehmen, der unvergleichlichen ehemaligen Besitzerin des Hotels Wynegg. Sie holte sogar Mitglieder des britischen Königshauses um 8 Uhr morgens aus dem Bett, mit dem schlagenden Argument: «Sie sind nicht zum Schlafen nach Klosters gekommen, sondern zum Skifahren!»

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Und nun wünsche ich Ihnen allen einen wunderschönen 1. August 2025.

Es lebe die Schweiz, es lebe der Kanton Graubünden und die schöne Gemeinde Klosters!