Schweizer Wissenschaftspreise Marcel Benoist und Latsis gehen an Pionier der Online-Psychotherapie und an Krebsforscher

Bern, 13.09.2021 - Bern, 13. September 2021 – Thomas Berger von der Universität Bern wird für seine innovativen Beiträge zur Entwicklung von internetbasierten Psychotherapien mit dem Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist ausgezeichnet. Den Schweizer Wissenschaftspreis Latsis, der an Nachwuchsforschende bis 40 Jahre vergeben wird, erhält Nicola Aceto von der ETH Zürich für seine herausragende Forschung zur Bekämpfung von Tumormetastasen.

Der Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist gilt unter Forschenden als Schweizer Nobelpreis und ist mit CHF 250'000 dotiert. Er geht in diesem Jahr an Thomas Berger, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Bern. Berger ist ein Pionier in der Entwicklung, Testung und Umsetzung von Therapien zur Prävention und Behandlung von psychischen Problemen und Störungen mittels digitaler Hilfsmittel wie Apps und Webseiten. Als einer der international führenden Experten für Psychotherapieforschung hat er solche Online-Behandlungsmethoden im Vergleich zu rein konventionellen Psychotherapieformen untersucht und ihre Wirkung empirisch belegt.

«Den Marcel Benoist Preis zu erhalten, ist für mich eine unglaublich grosse Ehre. Es ist eine riesige Anerkennung der Arbeit und Forschung auch meiner tollen Mitarbeitenden und Kooperationspartner, sowie unserer gemeinsamen Bestrebung, wirksame psychologische Interventionen vielen Menschen zugänglich zu machen», freut sich Berger.

Mit den von Berger entwickelten internetbasierten Selbsthilfeprogrammen können unter anderem Depressionen und Angststörungen, die zwei verbreitetsten psychischen Störungen in der Schweiz, therapiert werden. Weitere Online-Tools bieten Hilfe bei Schlafstörungen oder bei psychischen Problemen nach Krankheiten und Trennungen. Berger erarbeitete zudem erfolgreich sogenannte 'Blended Treatments', welche Online-Behandlungen mit Offline-Therapiesitzungen kombinieren.

Die niederschwelligen digitalen Angebote können den Zugang zu Behandlungen für gewisse Gruppen von Patientinnen und Patienten stark verbessern, etwa solche, für die der Gang zu einer Therapeutin oder einem Therapeuten eine unüberwindbare Hürde darstellt. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie hat die Bedeutung von internetbasierten Therapieformen jedoch auch gesamtgesellschaftlich zugenommen. Und die Nachfrage wächst weiter. Aktuell arbeiten Thomas Berger und sein Team an Projekten zur weiteren Verbesserung der Wirksamkeit von Selbsthilfe- und Blended-Ansätzen bei Depressionen und Angststörungen. Zudem entwickeln sie mit Kooperationspartnern eine App zur Suizidprävention und Online-Interventionen für vulnerable Gesellschaftsgruppen wie Geflüchtete, die mit konventionellen Angeboten besonders schwer zu erreichen sind.

Grundlagen für neue Krebstherapien

Nicola Aceto erhält den mit CHF 100’000 dotierten Schweizer Wissenschaftspreis Latsis 2021. Der Italiener ist ausserordentlicher Professor an der ETH Zürich und wird für seine bahnbrechenden Entdeckungen in der Krebsforschung ausgezeichnet.

Wenn ein Tumor Metastasen bildet, wird es häufig lebensbedrohlich, denn diese sind verantwortlich für mehr als 90 Prozent aller krebsbedingten Todesfälle weltweit. Metastasen werden durch die sogenannten zirkulierenden Tumorzellen CTC gebildet, die den ursprünglichen Tumor verlassen und über den Blutkreislauf zu anderen Organen gelangen, wo sie neue Tumore bilden.

Aceto hat bei der Erforschung dieser zirkulierenden Tumorzellen gleich mehrere wichtige Entdeckungen gemacht: Er fand heraus, dass Ansammlungen von CTC besonders häufig Metastasen bilden, zum Beispiel sind die Cluster bei Prostata- oder Brustkrebs entscheidend. Er leitete daraus ab, dass die Ausbreitung von Krebs im Körper verringert werden kann, wenn es gelingt, die CTC-Cluster mit Medikamenten aufzuspalten. Ebenso ist es Aceto gelungen, aus praktisch allen Krebsarten lebensfähige zirkulierende Zellen zu isolieren.

Diese und weitere seiner Erkenntnisse wurden bereits in klinischen Studien bei Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Krebs angewendet und haben zur Entwicklung von Diagnose- und Prognose-Instrumenten beigetragen. Aceto und sein Team setzen sich jedoch weiter grosse Ziele: «Der Latsis-Preis ist eine grosse Ehre für meine Forschungsgruppe und mich. Er motiviert uns dazu, unsere Forschungsanstrengungen ebenso ehrgeizig wie bisher fortzusetzen, um neue Therapien zur Bekämpfung und Unterdrückung von Metastasen bei Patientinnen und Patienten zu entwickeln.»

Gemeinsame Verleihung in Bern

Für die wissenschaftliche Selektion der Preisträger war der Schweizerische Nationalfonds (SNF) im Auftrag der beiden Stiftungen zuständig. Die gemeinsame Verleihung der Schweizer Wissenschaftspreise durch die Marcel Benoist Stiftung und die Fondation Latsis findet am 4. November 2021 im Berner Rathaus statt. Der Präsident der Marcel Benoist Stiftung, Bundespräsident Guy Parmelin, wird die Preise überreichen. Er betont: «Es freut mich ausserordentlich, dass wir zwei herausragende Forscher mit den Schweizer Wissenschaftspreisen 2021 ehren dürfen. Thomas Berger und Nicola Aceto leisten beide mit ihrer Arbeit grosse Verdienste für unsere Gesellschaft und stehen exemplarisch für die Exzellenz des Schweizer Forschungsplatzes.»

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Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist

Der Preisträger 2021: Prof. Dr. Thomas Berger

Thomas Berger (1971) wuchs in Konolfingen auf und studierte Psychologie an der Universität Bern. Er promovierte an der Universität Freiburg im Breisgau und war daneben als Psychotherapeut tätig, unter anderem im Sanatorium Kilchberg. Nach zwei Stationen als Oberassistent an den Universitäten Genf und Bern, wechselte er mit einem SNF-Stipendium für fortgeschrittene Forschende an die Universität Linköping in Schweden. Anschliessend kehrte er an die Universität Bern zurück und habilitierte im Rahmen eines Ambizione-Stipendiums des SNF. Ab 2013 forschte und lehrte er im Rahmen einer SNF-Förderungsprofessur an der Universität Bern und seit 2018 ist er am dortigen Institut für Psychologie ordentlicher Professor und Leiter der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie. Thomas Berger war an zwei grossen europäischen Forschungsprogrammen beteiligt und wurde für seine Forschung bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Outstanding Early Career Achievement Award der Society for Psychotherapy Research.

Die Marcel Benoist Stiftung

Seit 1920 zeichnet die Marcel Benoist Stiftung jedes Jahr unabhängig und hochschulübergreifend herausragende Forschung aus, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist. Sie ehrt damit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die für die Exzellenz des Forschungsplatzes Schweiz stehen. Bereits elf Preisträger haben später den Nobelpreis erhalten. Das Nominations-und Evaluationsverfahren wird vom SNF im Auftrag der Marcel Benoist Stiftung durchgeführt. Der Preis 2021 wird im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften vergeben.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.marcel-benoist.ch

Der Schweizer Wissenschaftspreis Latsis

Der Preisträger 2021: Prof. Dr. Nicola Aceto

Nicola Aceto (1982) wurde in Italien geboren und studierte medizinische und pharmazeutische Biotechnologie an der Università del Piemonte Orientale in Novara. Er promovierte am Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research in Basel und arbeitete danach als Postdoktorand an der Harvard Medical School in Boston. Zurück in der Schweiz war er mehrere Jahre Gruppenleiter und SNF-Assistenzprofessor für Onkologie an der Universität Basel. 2021 wechselte er an die ETH Zürich, wo er seither Gruppenleiter und ausserordentlicher Professor für molekulare Onkologie ist. Nicola Aceto hat in seiner bisherigen Karriere bereits drei ERC Grants und zahlreiche Preise erhalten, unter anderem den Friedrich Miescher Award for Outstanding Achievements in Biochemistry.

Die Fondation Latsis

Der Schweizer Wissenschaftspreis Latsis (ehemaliger Nationaler Latsis-Preis) wird seit 1983 jährlich durch den SNF im Auftrag der Fondation Latsis verliehen, die 1975 gegründet wurde. Mit dem Preis werden Nachwuchsforschende bis höchstens 40 Jahre an Schweizer Universitäten für herausragende Beiträge geehrt. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden über ein Auswahlverfahren des SNF bestimmt. Der Preis 2021 wird in den Bereichen Biologie und Medizin vergeben.

 Weitere Informationen finden Sie unter: www.fondationlatsis.org


Adresse für Rückfragen

Ansprechpartner

Marcel Benoist Stiftung
Dr. Aurélia Robert-Tissot, Stiftungssekretärin
Tel.: +41 58 484 49 41
E-Mail: aurelia.robert-tissot@sbfi.admin.ch
Prof. Dr. Thomas Berger, Preisträger, thomas.berger@unibe.ch

Fondation Latsis
Prof. Dr. Denis Duboule, Stiftungspräsident
Tel.: +41 79 202 86 37
E-Mail: denis.duboule@epfl.ch
Prof. Dr. Nicola Aceto, Preisträger, nicola.aceto@biol.ethz.ch

Universität Bern
Media Relations
Tel.: +41 31 684 41 42
E-Mail: medien@unibe.ch

ETH Zürich
Hochschulkommunikation
Tel.: +41 632 41 41
E-Mail: mediarelations@hk.ethz.ch

Schweizerischer Nationalfonds (Auskünfte zur wissenschaftlichen Selektion)
Michaela Strinzel
Tel.: +41 31 308 21 54
E-Mail: michaela.strinzel@snf.ch

Kommunikation WBF
Tel. +41 58 462 20 07
E-Mail: info@gs-wbf.admin.ch



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Letzte Änderung 30.01.2024

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